Interview mit Winfried Kretschmann
Schirmherr der Ausstellung ist der Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg Winfried Kretschmann
Was finden Sie gut an St. Martin?
Der Heilige Martin ist einer der bekanntesten Heiligen und ein Symbol für Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft. Das sind auch die Botschaften aus den vielen Geschichten und Legenden über ihn. Eine Episode ist ja besonders bekannt und steht am Martinstag bei den Umzügen im Vordergrund: Wie der Heilige Martin im Winter seinen Mantel teilte, um die eine Hälfte davon einem Bettler, der nichts anhatte, zu geben. Der Heilige Martin zeigte mit seinem Handeln, dass kleine Dinge Großes bewirken können. Auch nach 1.700 Jahren hat seine Botschaft noch eine Vorbildfunktion.
Haben Sie auch schon einmal etwas gespendet?
Ja, ich spende auch. Für mich gehört zum Christsein nicht nur das Beten, sondern auch die gesellschaftliche Verantwortung. Dabei sind mir insbesondere soziale und ökologische Projekte wichtig. Außerdem kann man für Bedürftige ja nicht nur Geld spenden, sondern auch seine Zeit.
Das tun in Baden-Württemberg glücklicherweise viele ehrenamtlich engagierte Menschen in ganz unterschiedlichen Bereichen. Ihnen gebührt mein aufrechter Dank!
Haben Sie früher auch Laternen selbst gebastelt?
Nicht nur ich als Kind, auch mit meinen Kindern habe ich schon Laternen gebastelt. Man ist schon stolz, wenn die eigene Laterne dann im Dunkeln leuchtet und man gemeinsam mit den anderen Kindern singend durch die Straßen geht.
Wie haben Sie als Kind den Martinstag begangen?
In meinem Heimatdorf lebten damals leider nicht besonders viele Kinder – und daher gab es dort keinen eigenen Martinsumzug. Als ich groß genug war, habe ich mich deswegen umso mehr gefreut, in Zwiefalten mitlaufen zu können.
Wer wäre heute für Sie ein Mann wie St. Martin?
Für mich sind das all die Menschen, die bereit sind zu teilen und zu helfen. Wie zum Beispiel die vielen Helferinnen und Helfer, die sich um die Flüchtlinge kümmern, die zu uns gekommen sind. Viele Bürgerinnen und Bürger spenden Geld, Kleidung oder auch Spielsachen für die Flüchtlingskinder. Manche von ihnen spenden auch ihre freie Zeit, um für die Menschen in Not da zu sein und sie im Alltag zu unterstützen. Das sind Menschen, die in ihrem Handeln dem des Heiligen Martin entsprechen.
Gehen Sie heute auch noch auf den Martinsumzug?
Seit meine eigenen Kinder erwachsen sind, besuche ich leider keine Martinsumzüge mehr. Doch vor kurzem habe ich ein Enkelkind bekommen. Ich bin mir sicher: Wenn mein Enkel etwas älter ist, werden wir zusammen eine Laterne basteln und auf den Martinsumzug gehen.
Grußwort des Landrats des Neckar-Odenwald-Kreises
Liebe Kinder, liebe Eltern,
liebe Ausstellungsbesucherinnen und Ausstellungsbesucher,
„Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind, sein Ross, das trug ihn fort geschwind“. Dieses, aber auch andere Martinslieder kennen viele von uns. Kein Wunder, finden doch am 11. November, dem Martinstag, in den meisten Orten Martinsumzüge statt.
Wer aber war dieser Mann wirklich, der seinen Mantel mit einem frierenden Bettler geteilt hat? Dieser, aber auch einer ganzen Reihe anderer Fragen wollen wir im Rahmen einer spannenden Ausstellung nachgehen. Wenn Sankt Martin noch leben würde, könnte er nämlich 2016 seinen 1.700sten Geburtstag feiern. Geboren wurde er im Jahr 316 in Savaria, dem heutigen Szombathely, der Hauptstadt unseres ungarischen Partnerkreises Vas. Erst später ist er dann nach Frankreich gegangen und Bischof von Tours geworden.
Das alles ist schon sehr lange her. Sankt Martin hat aber nicht nur dem frierenden Bettler, sondern im Laufe seines Lebens vielen armen und kranken Menschen geholfen. Nicht umsonst singen wir heute noch „Sankt Martin war ein guter Mann“. Deshalb wollen wir ihm zu seinem Geburtstag jetzt auch etwas ganz Besonderes schenken, nämlich eine eigene Ausstellung und ein tolles Comicbuch. Viele fleißige Helfer haben diese Idee umgesetzt. Dafür danke ich insbesondere Dr. Jörg Scheuerbrandt vom Römermuseum Osterburken, dem Zeichner Davorin Manovic, der Autorin Maria Bonifer, Matthias Grimm von der Werbeagentur SchreiberGrimm und Peter Fieger sehr herzlich.
Ja, Sankt Martin ist unvergessen. Jetzt wird er aber ein Stück weit sogar zu neuem Leben erweckt. In einer Zeit, in der wir alle wieder lernen müssen, mit anderen zu teilen, ist das sogar moderner denn je. Aber: lassen wir ihn das ruhig selber erzählen. Niemand kann das nämlich besser als er.
Viel Spaß mit unserer Ausstellung und dem Comicbuch!
Herzliche Grüße
Ihr Dr. Achim Brötel
Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises