Um den Martinstag ranken sich viele interessante Bräuche und Legenden. Wir haben hier die wichtigsten Traditionen zusammengefasst und erklären auch woher sie kommen:
Martinsgänse-Essen
Das Gänsebraten-Essen am Sankt-Martinstag wird gerne mit einer Legende verbunden: Als die Menschen Martinus zum Bischof von Tours machen wollten, versteckte er sich in den Stallungen seines Klosters, weil er zu bescheiden war, um dieses Amt anzunehmen. Dort schnatterten die Gänse aber so laut, dass sie sein Versteck verrieten.
Tatsächlich fällt das Martinsfest am 11.11. auf den Tag, an dem das Wirtschaftsjahr der Bauern zu Ende ging. An dem Tag mussten sie Pachtzinsen für ihr Land zahlen und auch ihre Knechte und Mägde bekamen ihren Jahreslohn.
Rund um diesen Hauptzinstag entstanden Schlachtfeste, die ähnlich wie heute Fasnacht und Karneval gefeiert wurden. Nach diesen Festen begann für die Menschen eine sechswöchige Fastenzeit, die bis Weihnachten dauerte.
Heischegänge & Martinswecken
An den Martinsfesttagen zogen die Kinder von Haus zu Haus und machten Heischegänge. Das heißt, sie bettelten um Süßigkeiten, um Nüsse, Äpfel oder süßes Gebäck. Aus diesem Brauch entstanden die Martinswecken, die Weckmänner; kleine Hefegebäckteile, die in ihrer Form an Sankt Martin erinnern sollen.
Laternenumzüge & Martinslichter
Noch heute finden am Martinstag, dem 11.11., oder an seinem Vorabend Laternenumzüge statt. Kinder tragen oft selbst gebastelte bunte Lampions durch die Straßen und singen Lieder zu Ehren des heiligen Martins. Häufig reitet ihnen ein „Martinsmann“ voran. Dieser Brauch soll an den Fackelzug erinnern, der Martinus aus seinem Kloster nach Tours geführt hat, wo er zum Bischof geweiht wurde.
Die Laternenumzüge sind auch Teil der Lichtsymbolik der katholischen Kirche, die am 2.11. mit Allerheiligen beginnt und bis Lichtmess am 2.2. dauert. Ursprünglich zog man nicht mit Lampions oder Laternen durch die Straßen, sondern mit Fackeln. Mit diesen Fackel wurden große Martinsfeuer entzündet. Diese Feuer brachten Licht in die dunkle Jahreszeit. Sie läuteten den Beginn des Winters ein, so wie die Johannisfeuer den Sommer.
Martinsmann mit Pferd, Mantel & Schwert
Den Laternenumzügen reitet oft ein Mann voran, der Sankt Martin darstellen soll. Er ist wie ein römischer Soldat gekleidet. So wird auch Sankt Martin auf Heiligenbildern dargestellt: Mit Helm und rotem Mantel sitzt er auf einem weißen Pferd und teilt mit seinem Schwert den Soldatenmantel.
Tatsächlich weiß man gar nicht, ob Martinus beritten war, als er dem Bettler begegnet ist. Sulpicius Severus erzählt das so nicht. Auf den Bildern wird Martinus so dargestellt, um deutlich zu machen, welche Bedeutung er für das Christentum hat. Sie zeigen ihn als edlen Ritter, der sein Schwert nicht als Waffe benutzt, sondern als Werkzeug mit dem er Gutes vollbringt.